Von Halloween in Kolumbien und der Freude am Teilen

31.Oktober und Halloween verfolgt mich schon seit einigen Tagen... Da ich schon in Deutschland kein großer Fan von Halloween und verkleiden war, bin ich auch hier eher genervt von dem ganzen Trubel um diesen Tag gewesen und nicht voller Vorfreude. So kam es mir auch eigentlich ziemlich gelegen, dass ich am besagten Dienstag bis halb neun Uhr abends Deutschunterricht hatte und deswegen mich leider nicht mit auf das Sammeln von Süßigkeiten begeben konnte. Alle Geschäfte waren ausgestattet mit Kürbissaufstellern, Spinnweben und sonstigem Kram und das Centro, was ich an dem Tag leider mit dem Fahrrad einmal durchqueren musste, war gefüllt mit kleinen und großen verkleideten Kindern, die von Geschäft zu Geschäft gingen, um Süßigkeiten abzustauben. Da wird natürlich eher weniger auf den Verkehr geachtet, wodurch ständig gebremst werden musste und es nur langsam voranging. Eine Situation, die mit einem Fahrrad, was nur eine richtig funktionierende Bremse hat, nicht ganz optimal war. Nachdem ich neulich auch fast in nen Auto reingefahren bin, weil meine Bremsleistung nicht allzu stark war, könnte ich vielleicht mal drüber nachdenken, diese mal wieder zu reparieren. Wäre glaube ich eine ganz gute Idee...

Auch wenn Halloween für mich überflüssig ist, für andere war es ein richtig schöner Tag. Damit auch die Leute, die sonst auf der Strecke bleiben, Spaß an dem Tag haben, hat meine Gastschwester, die eine eigene kleine soziale Organisation hat Mundo Solidario, einiges auf die Beine gestellt. Sonntagnachmittag ging es los und sie und ihre Freundinnen sind mit Verkleidungen, kleinen Süßigkeitentütchen und Popcorn bewaffnet ins Altenheim von Buga gegangen, um den alten Leuten dort eine Freude zu bereiten, denn Besuch von Verwandten oder Freunden bekommt eigentlich keiner dort. Montag ging es weiter und da ich an diesem Abend auch Zeit hatte mitzuhelfen, sind wir abends zum Haus einer Freundin von Luisa gefahren und haben dort Sandwichs vorbereitet und und Agua Panela gekocht, um dann gegen 20:30 Uhr mit einer Gruppe von fünfzehn Leuten ungefähr loszuziehen, um diese Sachen und Süßigkeiten an die Menschen zu verteilen, die auf der Straße leben müssen. Teilweise war das ein etwas merkwürdiges Gefühl, denn wir sind an Ecken und Stellen von Buga gewesen, wo ich alleine niemals abends hingegangen wäre. Aber dieser Abend hat mir gezeigt, dass der Großteil dieser Obdachlosen komplett harmlos ist und liebe Menschen, von denen mich einige jetzt sogar manchmal grüßen, wenn ich die Straße lang gehe. Die Freude und das Strahlen in den Gesichtern der Obdachlosen zu sehen, als wir auf sie zugekommen sind, um ihnen eine Freude zu machen und nichts Böses von ihnen wollten, war einfach wunderschön und alle haben sich gefühlte zehntausend mal bedankt und sich dann gierig über das Sandwich hergemacht, denn so schnell konnten wir gar nicht gucken, wie das wieder weg war.  An Halloween direkt waren dann die Kinder des Waisenhauses an der Reihe und auch sie haben Süßigkeiten und ein kleines Spielzeug und vor allem Aufmerksamkeit bekommen. Da ich an dem Abend arbeiten musste, konnte ich nicht mithelfen, aber Luisa (meine Gastschwester) meinte, dass es auch wieder sehr erfolgreich war.

Ich bin sehr froh, dass ich durch Luisa die Möglichkeit hatte auch mal über mein Projekt von Funprovidas heraus, soziale Arbeit zu leisten, denn solche oder ähnliche Aktionen gibt es von Funprovidas nicht. Aber genau so habe ich dann hautnah miterlebt, wie viel Stress und Arbeit das alles vorher für Luisa war, denn wir hatten keine finanzielle Unterstützung und für 130 Leute Süßigkeiten, Kekse, Sandwichkram etc. zu kaufen, geht irgendwann ordentlich ins Geld und da die Kolumbianer generell auch nicht viel verdienen, gestaltet sich Fundraising hier als unglaublich anstrengend, weswegen ich dann glaube zum Hauptsponsor wurde, was mich aber nicht gestört hat, denn im Gegensatz zu den Kolumbianer habe ich das Geld und dann kann ich auch gerne teilen und helfen. Apropos helfen, die ganzen Süßigkeiten haben wir natürlich nicht einfach so einzeln in die Hand gedrückt... Nein, das wurde zu einer Familienaufgabe. Ganze drei Abende lange, saßen wir zu viert,  alle zusammen auf dem Boden umgeben von Süßigkeiten, Keksen oder Gummibärchen und haben kleine Tütchen zusammengestellt, die danach alle noch mit einem kleinen Schleifchen zugebunden wurden. Was das für eine endlos Arbeit war, könnt ihr euch sicher vorstellen, aber irgendwie hat es auch Spaß gemacht und wir wussten ja auch alle ganz genau, wofür wir es machen. 

Es war also eine wirklich schöne Erfahrung für mich und ich gucke halb mit Freude und halb mit Besorgnis auf die Weihnachtszeit, denn da geht der Spaß wieder von vorne los, aber dann in einem noch größeren Ausmaß...

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Claudia Weinert (Donnerstag, 09 November 2017 09:50)

    Hallo mein Kind,
    beim Lesen dachte ich gleich an Sankt Martin oder auch an die Nikolaus-Socken-Aktion. Da dieses Jahr der "halbe Mantel" und auch die Socken ohne Dich hier in Berlin nicht gebraucht werden, würde ich gern Luisas Organisation Mundo Solidario zur Weihnachtszeit unterstützen.
    Vielleicht möchten auch andere Leser Deines Blogs Euch helfen, deshalb überlege mal wie die Taler über den großen Atlantik kommen können.
    LG Mama

  • #2

    Mara (Donnerstag, 09 November 2017 19:42)

    Das ist eine super liebe Idee und auch sehr lustig, weil ich genau heute darüber mit meiner Gastmama gesprochen habe. Wir würden uns hier sehr über Kleidung, Drogerieartikel und natürlich Geld für Lebensmittel freuen. Ich werde mir in den nächsten Tagen mit Luisa und Zoila mal Gedanken darüber machen und euch dann mitteilen.
    Es würde mich sehr glücklich machen, wenn viele von euch helfen, auch mit nur einer kleinen Spende, denn 15€ sind umgerechnet hier 50000 kolumbianische Pesos (das ist der größte Geldschein) und für die Kolumbianer viel Geld.